DR Kongo: Fortschritte bei der Offenlegung der Kobaltlieferkette von Unternehmen

Oft führen steile Schächte zu den Minen. Kleine Tritte in den Wänden ermöglichen den Arbeitern den Zugang.

Bei einem kürzlich erfolgten Besuch in der Minenstadt Kolwezi im Süden der DR Kongo mussten Amnesty-Mitarbeiter feststellen, dass der Sektor des Kleinbergbaus im Verlauf des letzten Jahres offenbar bedeutsam gewachsen ist. Diese Entwicklung könnte mit der steigenden Nachfrage nach Kobalt und dem in die Höhe geschossenen Kobaltpreis auf dem Weltmarkt zusammenhängen. Der schnelle Wachstum des Sektors macht es wichtiger denn je, dass Unternehmen nachweisen können, kein Kobalt aus problematischen Abbaubedingungen zu beziehen.

Microsoft reagiert auf Druck von Konsumenten

Dank zahlreicher Anfragen an Microsoft widmet sich das Unternehmen nun auch öffentlich stärker der Kobaltlieferkette seiner Produkte und veröffentlichte hierzu im Oktober 2018 einen Bericht. In diesem nennt das Unternehmen die Maßnahmen, die bisher zur Zurückverfolgung seiner Kobaltlieferkette erfolgten. Amnesty begrüßt diese Fortschritte. Dennoch wird es noch ein langer Weg sein, bis Microsoft in diesem Bereich internationale Standards vollständig erfüllt.

Elektroautomobilbranche

Bereits im Bericht von Amnesty International vom November 2017 lagen Autohersteller bei der Prüfung ihrer Kobaltlieferketten hinter anderen Branchen zurück. Trotz Fortschritten einiger bedeutender Autohersteller im Verlauf des Jahrs 2018 stellt Amnesty International weiterhin Mängel auf diesem Gebiet bei allen überprüften Unternehmen fest. Keines von ihnen ergreift bisher ausreichende Maßnahmen, damit Verbraucher*innen nachvollziehen können, dass Kobaltlieferketten nicht mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehen.
Im Oktober 2018 befragte Amnesty schriftlich sieben führende Elektroautohersteller zur adäquaten Überprüfung der Einhaltung der Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette. Die Menschenrechtsorganisation erhielt Antworten von Daimler, Groupe Renault, Volkswagen, General Motors, BMW, und Fiat-Chrysler Automobiles NV; Tesla beantwortete die Anfrage nicht. Auch wenn alle Rückmeldungen auf vermehrte Bemühungen verweisen, konnten nur zwei der untersuchten Unternehmen, BMW und Renault, konkrete Informationen zur Herkunft des von ihnen bezogenen Kobalts geben. Eine Bewertung über die Einhaltung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht der Zulieferer veröffentlichte bisher jedoch keines der Unternehmen. Amnesty International fordert von allen Autoherstellern eigene Verantwortung zu übernehmen und diesen wesentlichen Schritt umzusetzen.

Hintergrund

Etwa die Hälfte des Kobalts auf dem Weltmarkt stammt aus der Demokratischen Republik Kongo. Neben dem industriellen Abbau wird Kobalt auch häufig im handwerklichen Kleinbergbau gewonnen, wo das Erz oft unter äußerst prekären Bedingungen – auch von Kindern – abgebaut wird. Entsprechend internationaler Richtlinien (OECD-Leitlinien) sind Unternehmen verpflichtet, ihrer Sorgfaltspflicht entlang von Lieferketten nachzukommen; hierzu gehört für Kobalt aus der DR Kongo die Identifikation der Erzlieferanten, Kobalthütten und anderer Kobaltverarbeitender Firmen in der Lieferkette. Das zunehmende Interesse von Unternehmen an Initiativen, die sich für sichere Arbeitsbedingung und gegen Kinderarbeit in diesem Sektor einsetzen ist erfreulich, jedoch können sie nicht die menschenrechtliche Verantwortung eines Unternehmens für seine individuelle Lieferkette ersetzen.

Weitere Informationen:
aktuelle Kampagne
https://www.amnesty.org.uk/microsoft-moves-child-labour-claims (englisch)
https://www.amnesty.org/en/latest/campaigns/2018/11/electric-car-companies-powering-human-rights-abuses/ (englisch)